1. LSBTI*-WISSENSCHAFTSKONGRESS

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Hans-H. Kotte

Kim Ritter

Antwort: „Hetero, bi  zwecklos“, lautet der Abschluss einer aktuellen Berliner Kontaktanzeige einer schwul-lesbischen Anzeigensparte. Wenn Bisexualität eine Erfindung des „Sterns“ ist, wie erklärt sich die in dieser – und vielen anderen Kontaktanzeigen – geäußerte Sorge an eine_n Bisexuelle_n zu geraten? Ich betrachte solche Kontaktanzeigen und die eingangs gestellte Frage als einen Ausdruck von Biphobie – der Angst vor bzw. Verunsicherung durch Bisexualität. Dazu gehört die Vorstellung Bisexuelle seien – wenn es sie denn überhaupt gibt – immer promisk, tendenziell unreif und damit nicht in der Lage eine erwachsene monogame Beziehung einzugehen. Viele Heterosexuelle und Homosexuelle befürchten bisexuelle Beziehungspartner_innen an die „andere Seite“ zu verlieren. Was sich im Alltag als eine Diskriminierung Bisexueller, vor allem in der homosexuellen Szene ausdrückt, verweist auf die grundlegende Zweiteilung und Hierarchisierung der geschlechtlichen und sexuellen Ordnung der Gesellschaft: In Männer und Frauen, in Heterosexuelle und Homosexuelle. Bisexualität als Möglichkeit der Maßlosigkeit stellt eine Herausforderung dieser Ordnung dar, ganz unabhängig von der alltäglichen – und häufig sehr entspannten – Realität bisexueller Lebensweisen. Das zeigt die biphobe Disziplinierung zum „Entweder – oder!“ und der Versuch bisexuelle Lebensrealitäten unsichtbar zu machen. Zumindest darin sind sich Heterosexuelle und Homosexuelle offensichtlich einig.