1. LSBTI*-WISSENSCHAFTSKONGRESS

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Hirschfeld-Kongress Glossar

Bisexualität »

Bei der Bisexualität bestehen hetero- und homosexuelles Begehren nebeneinander (bi = doppelt, beide). Liebe und Begehren beziehen sich also auf Menschen des eigenen und eines anderen Geschlechts. Für das geschlechtsunabhängige Begehren gibt es auch den Begriff Pansexualität (pan = alle) - so lässt sich der Begriff Bisexualität erweitern, um etwa Trans*- und Inter*-Identitäten mit einzubeziehen.

Christopher-Street-Day (CSD)/Gay Pride »

Der Christopher Street Day (CSD) ist seit mehr als 40 Jahren ein Demonstrations-, Gedenk- und Festtag der Homosexuellenbewegung (heute: LSBTI*-Bewegung). Der Begriff CSD ist in Deutschland und der Schweiz gebräuchlich, andere Bezeichnungen sind zum Beispiel „Regenbogenparade“ und „(Gay) Pride“. Demonstriert und gefeiert wird am CSD für die Bürgerrechte und gegen Diskriminierung. Der Tag erinnert an den Aufstand von Homosexuellen gegen Polizeiwillkür in New York im Jahr 1969. Die Rebellion fand in der Christopher Street im Stadtviertel Greenwich Village statt, wo es am 28. Juni 1969 in der Bar Stonewall Inn zu einer gewalttätigen Polizeirazzia gekommen war. Es schlossen sich tagelange Straßenschlachten zwischen Homosexuellen und der Polizei an. Um des ersten Jahrestages des Aufstands zu gedenken, wurde in New York das Christopher Street Liberation Day Committee gegründet. Damit begann eine Tradition, die sich weltweit verbreitet hat. In Deutschland fanden 1979 in Bremen und Berlin die ersten CSDs mit dieser Bezeichnung statt. Jedoch gab es größere Lesben- und Schwulendemonstrationen in der Bundesrepublik bereits seit 1972 (die erste am 29. April in Münster).Zum Berliner CSD gibt es seit 1997 eine Alternativveranstaltung:der „Transgeniale CSD“ geht auf linke Gruppen aus dem Stadtteil Kreuzberg zurück. Diese kritisieren, dass der CSD entpolitisiert und kommerzialisiert sei.

Cisgender/Cissexualität (Zissexualität) »

Die Begriffe Cisgender beziehungsweise Cissexualität (cis = diesseits) wurden als Gegenbegriff zur Transgender/Transsexualität (trans = jenseits, über ... hinaus) eingeführt. Cisgender beschreibt Menschen, die eine Übereinstimmung von biologischem und psychichem Geschlecht erleben. Zugleich weist der Begriff darauf hin, dass das Zusammenfallen von Körpergeschlecht und Geschlechtsidentität keine Selbstverständlichkeit ist. Die Begriffe Zissexualität beziehungsweise Zissexuelle werden dem deutschen Sexualforscher Volkmar Sigusch zugeschrieben, der sie 1991 erstmals benutzt haben soll.

Coming-out »

Der Begriff Coming-out (herauskommen) stammt aus dem Englischen. Er bezeichnet das Öffentlichmachen der eigenen sexuellen Identität, meistens in Zusammenhang mit Homosexualität, aber auch bei Trans*Menschen. Es gibt Definitionen, die zwischen dem inneren und äußeren Coming-out unterscheiden. Danach ist das innere Coming-out die Phase, in der die eigenen Gefühle und Wünsche realistisch wahrgenommen und auch anerkannt werden. Im äußeren Coming-out wird zum Beispiel das Lesbisch-, Schwul- oder Trans*sein zunächst vertrauten Personen und später einem weiteren Kreis von Menschen mitgeteilt. Während das Coming-out beziehungsweise das sich selbst outenein selbstbestimmter Prozess ist, bezeichnet das sogenannte Outing das Enttarnen der sexuellen Identität durch fremde Personen. Über Outing als politische Strategie wird innerhalb der Schwulen- und Lesbenbewegung immer wieder debattiert.
Politiker outen oder nicht? BLSJ sagt: ja, aber fair!

Diversity »

Der Begriff kommt aus dem Englischen (Vielfalt, Vielfältigkeit, Verschiedenheit). Im Zusammenhang mit Antidiskriminierungsmaßnahmen bezeichnet Diversity ein Konzept, das Vielfalt als Potenzial begreift: Es setzt auf die Verschiedenheit und Individualität der Menschen und steht zudem für einen respektvollen und wertschätzenden Umgang untereinander. Diversity bezieht auch auch auf die Vielfalt innerhalb einer Person, also die Vielfältigkeit der Identität. In der Wirtschaft spricht man von Diversity Management, bei dem Personalabteilungen Vielfalt für den Unternehmenserfolg nutzen sowie die Diskriminierung von Minderheiten verhindern und die Chancengleichheit verbessern wollen. Dabei geht es unter anderem um Aspekte von Geschlecht, sexueller Orientierung, Ethnie, Alter, Behinderung und Religion.

Gay/Gays »

Gay kommt aus dem Englischen (ursprünglich: fröhlich, heiter, lebenlustig, liederlich) und ist eine (Selbst-)Bezeichnung für Homosexuelle, also Lesben und Schwule. Bei der üblichen Verwendung des Begriffs in Deutschland sind Lesben nicht mitgemeint. Laut Angaben des Bundes Lesbischer und Schwuler JournalistInnen (BLSJ) wird gay/Gays hierzulande oftmals dann benutzt, „wenn AutorInnen sich nicht trauen, selbstbewusst von Schwulen zu schreiben“. Der BLSJ empfiehlt Journalist_innen, die Begriffe schwul/Schwule(r) zu benutzen.

Gender/soziales Geschlecht »

Der Begriff kommt aus dem Englischen und steht für das soziale Geschlecht –  im Gegensatz zum biologischen Geschlecht. Gender meint die sozial und kulturell konstituierten Geschlechterrollen von Frauen und Männern, also die gesellschaftlich tradierten und vorherrschenden Vorstellungen von Weiblichkeit und Männlichkeit.  Mit dem Begriff Gender wird hervorgehoben, dass solche Typisierungen keineswegs „naturgegeben“ sind, sondern auf gesellschaftlich-kulturellen Konventionen basieren.

Sex/biologisches Geschlecht »

Die englische Bezeichnung „sex“ steht für das Geschlecht im ursprünglichen, biologischen Verständnis, welches die Wahrnehmung von Menschen als „weiblich“ und „männlich“ beschreibt und ihre Einteilung in Frauen und Männer vornimmt. Der erweiterte Geschlechtsbegriff (Gender) hingegen bezieht ein soziales Verständnis von Geschlecht ein und hinterfragt die Zwei-Geschlechter-Ordnung. Er berücksichtigt gesellschaftliche und kulturelle Faktoren - und anerkennt die Vielfalt der Geschlechter und sexuellen Orientierungen.

Geschlechtsidentität »

Der Begriff Geschlechtsidentität beschreibt die innere Gewissheit, einem bestimmten Geschlecht anzugehören. Entscheidend hierfür ist die Selbstwahrnehmung einer Person. Geschlechtsidentität, auch als psychisches Geschlecht bezeichnet, zeigt sich bei den meisten Menschen als Cisidentität (Übereinstimmung von biologischem und psychischem Geschlecht - Cisgender beziehungsweise  Cissexualität). Sie zeigt sich aber auch als Transidentität (Auseinandergehen von biologischem und psychischem Geschlecht - Transgender beziehungsweise Transsexualität) oder als Interidentität (darunter versteht man selbstbestimmte Identitätskonzepte von intersexuellen Menschen).

Heteronormativität »

Der Begriff beschreibt und kritisiert die Zwei-Geschlechter-Ordnung und deren Normierung von Geschlecht und Sexualität. Dieser Betrachtungsansatz greift die heteronormative Ordnung wegen der Tendenz zu Ausgrenzung, Ungleichheit und stereotypen Geschlechterrollen an.

Heterosexualität »

Bei der Heterosexualität (hetero = verschieden) beziehen sich Liebe und Begehren auf Personen eines anderen Geschlechts.

Homosexualität »

Bei der Homosexualität (homo = gleich) beziehen sich Liebe und Begehren auf Personen des eigenen Geschlechts. Der wissenschaftliche Begriff stand in der Vergangenheit für die Markierung von Verhalten, das als sündhaft, kriminell oder krankhaft bewertet wurde und ist deshalb meist keine Selbstbezeichnung. Bei Frauen hat sich der Begriff „lesbisch“ und bei Männern der Begriff „schwul“ durchgesetzt.

Heterosexualität »

Bei der Heterosexualität (hetero = verschieden) beziehen sich Liebe und Begehren auf Personen eines anderen Geschlechts.

Homophobie/Homonegativität »

Auf Vorteilen basierende soziale Abneigung beziehungsweise Feindseligkeit gegenüber homosexuellen Menschen und ihren Lebensweisen. Sie kann in Akten verbaler, psychischer und physischer Gewalt münden – bis hin zum Mord. Auf der institutionellen Ebene findet Homophobie bzw. Homonegativität Ausdruck in der Einschränkung von Bürger- und Menschenrechten.

Intersektionalität/Mehrfachdiskriminierung »

Unter Intersektionalität (aus dem Englischen, intersection  = Schnittpunkt, Schnittmenge) versteht man die Analyse der Verwobenheit und des Zusammenwirkens verschiedener Differenzkategorien sowie unterschiedlicher Dimensionen sozialer Ungleichheit. Kürzer gefasst geht es dabei um die Überschneidung von verschiedenen Diskriminierungsformen in einer Person, um Mehrfachdiskriminierung. Diskriminierungsformen wie etwa Rassismus, Sexismus, Behindertenfeindlichkeit, Homophobie, Transphobie sowie Vorurteile aufgrund der Zugehörigkeit zu einer sozialen Schicht addieren sich nicht nur in einer Person, sondern führen zu eigenständigen Diskriminierungserfahrungen.

Inter*, Intersexualität »

Inter* steht für alle, die mit körperlichen Merkmalen geboren werden, die medizinisch als „geschlechtlich uneindeutig“ gelten. Das Sternchen (*) steht für unterschiedliche Selbstdefinitionen und Identitäten. Dazu gehören Bezeichnungen wie Intersex, intergeschlechtlicher Mensch, Hermaphrodit, Herms oder auch Zwitter. Häufig werden intersexuelle Menschen im Kindes- oder Jugendalter durch Operationen und/oder Hormonbehandlung geschlechtlich vereindeutigt, um sie in die gesellschaftliche Ordnung eindeutiger Geschlechtszugehörigkeit einzupassen. Diese medizinischen Eingriffe werden von vielen Inter*Menschen und ihren Interessensverbänden als menschenrechtswidrig kritisiert, da sie gesundheitlich nur in wenigen Fällen notwendig sind und lediglich der Aufrechterhaltung der Zwei-Geschlechter-Ordnung dienen. Es besteht die Gefahr, dass Eltern und Ärzte sich für ein Geschlecht entscheiden und der Mensch später ganz anders empfindet. Außerdem hinterlassen Eingriffe oft irreversible körperliche Schäden. Die Inter*Verbände in Deutschland kritisieren, dass noch immer zu viel und zu früh operiert werde. In der Ärzteschaft wird dagegen auf darauf hingewiesen, dass sich inzwischen ein Umdenken anbahnt. Seit November 2013 ist in Deutschland eine Reform des Personenstandgesetzes in Kraft, welche vorgibt, dass, „wenn ein Kind weder dem männlichen noch dem weiblichen Geschlecht zugeordnet werden kann, die Angabe in das Geburtenregister weggelassen wird“. Diese Reform wird von den Inter*verbänden zwar grundsätzlich als eine Form der Anerkennung begrüßt, sie kritiseren aber, das die Auslassung eines Eintrages eigentlich unzutreffend ist. Die Leerstelle sehe aus wie „kein Geschlecht“. Stattdessen verweisen sie darauf, dass der Ethikrat 2012 vorgeschlagen hatte, neben männlich und weiblich als weitere Geschlechtsoption „anderes“ aufzunehmen.

Lebenspartnerschaft/Homo-Ehe »

Die eingetragene Lebenspartnerschaft (für die vielfach die umgangssprachliche Bezeichnung Homo-Ehe verwendet wird) wurde am 1. August 2001 eingeführt. Damit wurden gleichgeschlechtliche Partnerschaften in Deutschland rechtlich anerkannt. Die Lebenspartnerschaft blieb jedoch zunächst in wichtigen Punkten hinter den Regelungen der heterosexuellen Ehe zurück, so etwa beim Steuer- und Beamtenrecht sowie beim Adoptionsrecht. Durch Klagen und richterliche Entscheidungen kam es jedoch über die Jahre immer wieder zu Verbesserungen. Zuletzt erlaubte das Bundesverfassungsgericht am 18. Februar 2013 die Sukzessivadoption. Das volle Adoptionsrecht steht noch aus. Am 6. Juni 2013 entschied das Bundesverfassungsgericht, dass Lebenspartnerschaften das steuerrechtliche Ehegattensplitting zusteht. Von den im Bundestag vertretenen Parteien lehnt nur noch die CDU/CSU die Öffnung der Ehe für Homosexuelle – also die vollständige Gleichstellung – ab. SPD, Linke und Grüne sind dafür.

Lesbisch/Lesbe»

Bezeichnung für homosexuelle Frauen. Das Wort lesbisch leitet sich von der griechischen Insel Lesbos ab: Die griechische Dichterin Sappho, die im 6. Jahrhundert v. Chr. auf Lesbos lebte, soll junge Frauen als Schülerinnen um sich geschart und in ihren Gedichten die Liebe zwischen Frauen besungen haben. Das Wort Lesbe hatte über viele Jahrzehnte einen derben Charakter und wird auch noch bis heute als Schimpfwort verwendet. Seit dem Aufkommen der zweiten homosexuellen Emanzipationsbewegung in den 1970er Jahren hat sich Lesbe als Selbstbezeichnung etabliert – und ist zunehmend in den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangen. Im Bundestag gehören Lesben und Schwule erst seit 1990 zum offiziellen Wortschatz. Noch Anfang des 20. Jahrhunderts wurden Lesben durchaus auch als schwule Frauen bezeichnet. Darauf hat der Berliner Historiker Jens Dobler hingewiesen.Geschlechterwörterkampf

LSBTI*, LSBTTI, LSBTTIQ »

Die Abkürzungen stehen in ihren verschiedenen Versionen für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transsexuelle, Transgender, Intersexuelle und queere Menschen. Im Englischen: LGBT, LGBTQI. Das Sternchen oder Asterisk (*) steht für unterschiedliche Selbstdefinitionen und Identitäten. Das „Q“ kann sowohl stehen für queer als auch für questioning (= unsicher über sexuelle/geschlechtliche Identität sein, diese in Frage stellen)

Monosexualität»

Der Begriff Monosexualität (mono = allein, einzig) bezeichnet die sexuelle Orientierung oder Neigung, sich zu Menschen eines Geschlechts sexuell hingezogen zu fühlen – also Homosexualität oder Heterosexualität. Monosexualität ist somit das Gegenteil von Bi- oder Pansexualität.

Paragraf 175 »

Der Paragraf 175 diente der staatlichen Verfolgung von männlichen Homosexuellen und wurde 1871 erstmals in deutsche Strafgesetzbuch aufgenommen. Er lautete damals so: „Die widernatürliche Unzucht, welche zwischen Personen männlichen Gerschlechts oder von Menschen mit Thieren begangen wird, ist mit Gefängniß zu bestrafen; auch kann auf Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte erkannt werden.“ Schon im Kaiserreich bildete sich eine Bewegung von Wissenschaftler_innen, Bürgerrechtler_innen und Politiker_innen, die die Abschaffung des Paragrafen 175 forderten. Im Zentrum stand Magnus Hirschfelds Wissenschaftlich-humanitäres Komitee (WhK), dessen Gründung im Jahr 1897 als wichtiger Meilenstein der ersten homosexuellen Emanzipationsbewegung gilt. Das WhK und seine Sympathisant_innen konnten sich jedoch nicht durchsetzen. Die Nationalsozialisten verschärften den Paragrafen noch und verschleppten schwule Männer in die Konzentrationslager. Der Soziologe Rüdiger Lautmann schätzt, dass in den Konzentrationslagern zwischen 10.000 und 15.000 Homosexuelle inhaftiert waren. Etwa die Hälfte von ihnen überlebten die Konzentrationslager nicht. In der Nachkriegszeit blieb der Paragraf 175 zunächst in beiden deutschen Staaten in Kraft. Sexuelle Handlungen zwischen erwachsenen Männern wurden erst in den 1960er Jahren straffrei. Es kam damals zu Reformen, von denen die in der DDR allerdings die Weitergehenden waren. Auf dem Gebiet der alten Bundesrepublik wurde der Paragraf 175 erst 1994 in Zuge der Wiedervereinigung endgültig gestrichen.

Queer »

Als queer bezeichnen sich Personen, die ihre sexuelle Orientierung und/oder ihre Geschlechtsidentität als quer zur vorherrschenden Norm beschreiben und die heteronormative Regulierung von Gender und Begehren in Frage stellen. Der aus dem Englischen stammende Begriff queer (ursprünglich: seltsam, sonderbar, leicht verrückt, gefälscht, fragwürdig) war früher ein Schimpfwort, mit dem Schwule abgewertet wurden. Heute ist es Selbstbezeichnung mit gesellschaftskritischem Hintergrund.

Queer Theory »

Als queer bezeichnen sich Personen, die ihre sexuelle Orientierung und/oder ihre Geschlechtsidentität als quer zur vorherrschenden Norm beschreiben und die heteronormative Regulierung von Gender und Begehren in Frage stellen. Der aus dem Englischen stammende Begriff queer (ursprünglich: seltsam, sonderbar, leicht verrückt, gefälscht, fragwürdig) war früher ein Schimpfwort, mit dem Schwule abgewertet wurden. Heute ist es Selbstbezeichnung mit gesellschaftskritischem Hintergrund.

Schwul(e) »

Schwul (ursprünglich: drückend heiß) ist eine Bezeichnung für männliche Homosexuelle, die sich im 19. Jahrhundert etabliert haben soll. Das Wort hatte über viele Jahrzehnte derben Charakter und wird auch noch bis heute als Schimpfwort verwendet. Es hat jedoch inzwischen seinen ausschließlich negativen Beiklang verloren. Das Wort wird heutzutage nur für homosexuelle Männer verwendet, bis Anfang des 20. Jahrhunderts war es aber durchaus auch für homosexuelle Frauen in Gebrauch. Darauf hat der Berliner Historiker Jens Dobler hingewiesen. Geschlechterwörterkampf Seit dem Aufkommen der zweiten homosexuellen Emanzipationsbewegung in den 1970er Jahren hat sich schwul/Schwuler als provozierende, durchaus stolze Selbstbezeichnung für homosexuelle Männer etabliert - und ist in den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangen. Im Bundestag gehören Schwule und Lesben erst seit 1990 zum offiziellen Wortschatz.

Trans*, Transsexualität, Transgender »

Der Begriff Trans* schließt alle Menschen ein, für die das gelebte Geschlecht keine zwingende Folge des bei der Geburt zugewiesenen Geschlechts ist. Das Sternchen (*) steht dafür, sämtliche Identitätsformen, Selbstbezeichnungen und Lebensweisen einzubeziehen. Der Begriff Transsexualität (auch Transsexualismus) stammt aus dem Bereich der medizinischen Diagnostik. Daher wurde als Alterative der Begriff Transidentität geprägt, um zu verdeutlichen, dass es für Transidente nicht in erster Linie um Themen der Sexualität geht, sondern um die Frage der Identität. Als Transgender bezeichnen sich Personen, die ihre Geschlechtsidentität jenseits der Zwei-Geschlechter-Ordnung leben. Transgender ist – im Gegensatz zu Transsexualität – kein medizinischer, sondern ein sozialwissenschaftlicher und politischer Begriff. Als Transfrau bezeichnen sich Personen, denen bei der Geburt zwar das männliche Geschlecht zugewiesen wurde, die sich selbst aber dem weiblichen Geschlecht zugehörig fühlen und ihren Körper gegebenenfalls durch Hormongaben und/oder geschlechtsangleichende Operationen entsprechend ihrer Geschlechtsidentität verändern. Die Sexualmedizin spricht hier von Mann-zu-Frau-Transsexuellen. Als Transmann bezeichnen sich Personen, denen bei der Geburt zwar das weibliche Geschlecht zugewiesen wurde, die sich selbst aber dem männlichen Geschlecht zugehörig fühlen und ihren Körper gegebenenfalls durch Hormongaben und/oder geschlechtsangleichende Operationen entsprechend ihrer Geschlechtsidentität verändern. Die Sexualmedizin spricht hier von Frau-zu-Mann-Transsexuellen. Transsexualität ist keine sexuelle Orientierung: Transmänner und Transfrauen leben und lieben heterosexuell, lesbisch, schwul oder bisexuell.

Transphobie »

Die auf Vorurteilen basierende, feindselig-verachtende Haltung gegenüber Menschen, die transsexuell sind und nicht den Geschlechts(-rollen-)erwartungen der Gesellschaft entsprechen.

Transsexuellengesetz »

Das deutsche Transsexuellengesetz wurde im Jahre 1980 mit Wirkung ab dem 1. Januar 1981 unter dem Titel „Gesetz über die Änderung der Vornamen und die Feststellung der Geschlechtszugehörigkeit in besonderen Fällen (Transsexuellengesetz - TSG)“ verabschiedet. Es soll Trans*Menschen die Möglichkeit geben, in der zu ihrer Geschlechtsidentität passenden Geschlechtsrolle leben. Das Gesetz sieht entweder nur die Änderung des Vornamens („kleine Lösung“) oder dazu auch die vollständige Anpassung des Geschlechtseintrages in Geburtsregister und Geburtsurkunde („große Lösung“) vor. Das Bundesverfassungsgericht hat das Gesetz in mittlerweile sechs Urteilen als teilweise verfassungswidrig eingestuft, zuletzt im Januar 2011. Seither müssen sich Transsexuelle nicht mehr einer geschlechtsumwandelnden Operation unterziehen, um ihr offizielles Geschlecht in Dokumenten ändern lassen zu können. Auch die Fortpflanzungsunfähigkeit gilt nicht mehr als zwingende Vorausetzung. Doch das Gesetz ist in den meisten Bereichen noch in Kraft und macht Trans*menschen durch diverse bürokratische und diskriminierende Regelungen das Leben schwer. Eine von der schwarz-gelben Koalition angekündigte Reform wurde in der vergangenen Legislaturperiode (2009-2013) nicht mehr verabschiedet. Trans* und Inter*Verbände haben in einem Positionspapier vom Juni 2012 ihre Forderungen an eine Reform zusammengefasst. So setzt sich der Bundesweite Arbeitskreis TSG-Reform für mehr Selbstbestimmung ein und fordert unter anderem die Abschaffung der Begutachtung und die Absicherung der Leistungspflicht der Krankenkassen. Auch die Antidiskriminierungsstelle des Bundes (ADS) fordert eine Reform.

Transvestismus oder Transvestitismus /Transvestit »

Tragen der Kleidung des „anderen Geschlechts“ unter Beibehaltung des Ursprungsgeschlechts. Auch Schminke und Gestik gehören zum Spiel mit den Geschlechterrollen. Transvestismus bezieht sich auf die Verhaltensebene, nicht auf die Geschlechtsidentität. Ein anderer, aus dem Englischen stammender Begriff für Transvestismus ist Crossdressing. Die klassische, kommerzielle Showvariante des Transvestismus ist die Travestie. In der Alternativkultur kennt man die weiblich auftretenden Drag Queens und die männlich auftretenden Drag Kings. Das Crossdressing kann bei Transgender-Personen zum Selbstkonzept gehören – und somit auch Identitätsfragen jenseits der Zwei-Geschlechter-Ordnung berühren.