1. LSBTI*-WISSENSCHAFTSKONGRESS

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Enrico Ippolito

Trans Is The New Queer

Lässt die Sichtbarkeit von Queerness in Film- und Fernsehen auf eine entsprechende gesellschaftliche Akzeptanz von sexueller und geschlechtlicher Diversität schließen? Ralph J. Poole, Professor für amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaft an der Universität Salzburg, widmet sich genau dieser Frage. In seinem Vortrag „Heterosexuelle sind die neuen Schwulen“ zeigt er die Entwicklungen im Kinofilm und Fernsehserien seit 2000 auf und untersucht, welche mediale Präsenz LGBT-Charaktere in diesem Zeitraum haben.

Ein genauerer Blick auf die mediale Repräsentation vieler Film- und Fernsehproduktionen offenbart laut Poole einen unerwarteten Backlash, also eine Rückkehr zu konservativen Wertvorstellungen. Poole untersucht vor allem die Tendenz zu einer ‚neuen‘ Form von Heteronormativität, die als Leitbild für die LGBT-Community installiert wird. Seine Beispiele sind die NBC-Serie „The New Normal“ und die drei Filme, die unter dem Label „New Wave Queer Cinema“ firmiert werden – „I Want Your Love“, „Weekend“ und „Keep The Lights On“. Das „New Wave Queer Cinema“ soll die Fortführung von B. Ruby Richs „New Queer Cinema“ sein.

Rich sah eine große Gemeinsamkeit in vielen queeren Filmen am Anfang dieses Jahrzehnts, einen Stil – der nicht nur als inhaltliche Kategorie, sondern auch formal verstanden werden sollte. Sie war vor allem fasziniert von Tom Kalins „Swoon“, Derek Jarmans „Edward II“ , Todd Haynes „Poison“, Jeannie Livingstons „Paris is Burning“ und „The Living End“ von Gregg Araki. Alles Filme, die zwischen 1990 und 1992 in den Kinos oder erfolgreich auf Festivals liefen. Neben dem Erfolg hatten die Filme jedoch noch eine Gemeinsamkeit: Sie alle sprengten das konventionelle Kino und brachten eine neue Ästhetik und Art der Erzählung hervor. „New Queer Cinema“-Filme waren anders, sie machten Lust, probierten sich am Medium Film aus. Rich sah darin eine „Homo Pomo“, eine Art homosexuelle Postmoderne.

Für Poole steht gerade das „New Wave Queer Cinema“ für einen queeren Filme von weißen, schwulen Regisseuren mit ihrem neo-realistischen Erzählweisen für ein vermeintlich neues rein männlich-schwules Kino. Problematisch sei vor allem das Label. Als Gegenbeispiel nennt Poole die Serie „Hit & Miss“. Denn sie sprengt die Darstellung von Transgender-Themen. Aus diesem Grund schließt er seinen Vortrag in Anlehnung an B. Ruby Richs mit der These: „Trans Is The New Queer“.