1. LSBTI*-WISSENSCHAFTSKONGRESS

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Hans-H. Kotte

Dr. Benno Gammerl

Antwort: Das Verhältnis zwischen Metropole und Provinz gestaltet sich häufig komplizierter als der metronormative Gegensatz zwischen großstädtisch-prallem Leben und ländlichem Zwang zum Verstecken nahelegt. Einerseits verweisen die Figur des unverdorbenen und gerade deswegen begehrenswerten Landburschen sowie die Landlesbenbewegung der Jahre um 1980 auf positive lesbischwule Wahrnehmungen des Ruralen. Andererseits erleben Homosexuelle auch in der Stadt immer wieder Anfeindungen und Diskriminierungen. Einige meiner Gesprächspartner_innen haben seit den 1970er Jahren glücklich als offen Homosexuelle auf dem Land gelebt. Andere verließen ihre Herkunftsdörfer, weil sie dort permanent homophober Gewalt ausgesetzt waren. Lesben und Schwule haben im Lauf der Zeit städtische wie ländliche Räume mal mit utopischen Phantasien und mal mit existentiellen Ängsten belegt. Heutzutage entscheiden sich viele zudem deswegen für die Provinz oder für die Metropole, weil sie einem bestimmten lesbischwulen Lebensstil bevorzugen, den sie entweder in der Stadt oder auf dem Dorf besser verwirklichen können.